Besondere Veranstaltungen: Vorträge und Texte

Paulus und Terrorismus
Nieten im Klassenzimmer (zu Pisa02)
Islamischer Fundamentalismus (Herbst 2001)
Beweist die Naturwissenschaft einen Gott ? Dr.W.Unruh&Pfr.Holzbrecher
Zur Entstehung der monotheistischen Religionen: eine Zeittafel
Gentechnik: Fluch oder Segen ?


Zukunft des Alterns:
Rente, Pflegeversicherung und Patientenverfügung
Pflege und Verantwortung im Jahr der Bibel
Der Sozialverband VdK und die Evangelische Kirchengemeinde Undenheim veranstalteten zum ökumenischen Jahr der Bibel am 19.März gemeinsam einen Abend zum Thema "Pflegeversicherung, Patientenverfügung und biblische Vorstellungen von der Würde alter Menschen“. Für den VdK begrüßte Bernd Schütz, der die Federführung bei dieser Veranstaltung hatte, etwa 25 Interessierte im Evangelischen Gemeindehaus. Wenn man die zunehmende Alterung der Bevölkerung in Westeuropa und den gleichzeitigen Rückgang der Kinderzahlen betrachtet, so eröffnete Pfarrer Holzbrecher sein Referat, dann ist klar, das in den kommenden Jahren für die älteren Menschen einerseits weniger Geld zur Verfügung stehen, andererseits wird es weniger Pflegekräfte geben und die Familien können voraussichtlich nicht mehr alle älteren Familienmitglieder zuhause versorgen. Was lässt sich angesichts der bevorstehenden Veränderungen aus dem Alten und Neuen Testament ableiten in Bezug auf Pflegebedürftigkeit im Alter, Vorsorge für das Alter, Vorsorge im Bezug auf den eigenen Tod? Eine Auslegung mehrerer biblischer Stellen zeigte, dass schon in biblischen Zeiten „ehren“, zwar kümmern, sorgen, Anteil nehmen am Leben der alt gewordenen Eltern, aber nicht unbedingt immer „zuhause pflegen“. Schon damals bedingten verschiedene Situationen (Kriegzeit, Wanderschaft, Hungersnot, etc.) unterschiedliche Arten der Versorgung der pflegebedürftigen Familienmitglieder. In diesem Zusammenhang ist auf Jesu Auslegung des höchsten Gebotes der Nächstenliebe durch die Goldene Regel hinzuweisen: „Behandle deine Mitmenschen so wie Du selbst behandelt werden willst“ (Mt 7,12). Jesus hatte übrigens auch selbst Konflikte in seiner Familie (Mk3,20 und 3,30). Menschenwürdiger Umgang miteinander heißt auch zwischen den Generationen Konflikte austragen, Kompromisse suchen. Jesus betont besonders, dass es für jeden Menschen wichtig bleibt, sein e i g e n e s Leben zu leben in der Nachfolge Jesu, er verlangt keine Leben n u r für andere. Für Christen ist die Perspektive des Ewigen Lebens bei Gott ein positiver Aspekt der Begrenztheit des menschlichen Lebens, Christen können deshalb auch vom „Sterben dürfen“ sprechen, besonders wenn das irdische Leben voller Leiden ist und die Auferstehungshoffnung stark. Von daher sind die Entmündigung Sterbender durch die für Ärzte geltenden Gesetze und genauso nicht gewollte lebensverlängernde Maßnahmen am Ende des Lebens nicht im Sinne des Christentums –es fordert eigentlich dazu auf, selbst frühzeitig Vorsorge für Krankheit, Alter und auch den Tod zu treffen. Im Anschluss hielt Schwester Johanna Püschel aus Friesenheim, seit Jahren Expertin und Praktikerin der Pflege in unseren Dörfern, das Hauptreferat des Abends. Detailliert und ausführlich ging sie zunächst auf die Bestimmungen und die Praxis des Pflegeversicherungsgesetzes ein. Dabei wurde vor allem eines überdeutlich, nämlich dass die Leistungen der Pflegeversicherung nur bei sehr schwerer Pflegebedürftigkeit erst greifen, und dass auch in diesem Fall nicht alles wünschenswerte oder auch notwendige mit den Zahlungen aus der Pflegeversicherung bestritten werden kann. Mit vielen Beispielen aus Ihrer Pflegepraxis illustrierte die Referentin ihren Vortrag an dieser Stelle und leitete nach kurzer Rückfragenrunde über zum Thema der so genannten Patientenverfügung oder „Patiententestaments“, das jetzt die Möglichkeit gibt, das Ausmaß der ärztlichen Versorgung im Falle eines Unfalls mit nachfolgendem Koma zu regeln oder geistiger Verwirrung etwa durch einen schweren Schlaganfall. „Es ist besser rechtzeitig die Dinge für diesen Fall rechtzeitig zu regeln, anstatt alles den Angehörigen oder behandelnden Ärzten zu überlassen“, sagte Frau Püschel und erntete dafür viel Zustimmung. In der folgenden Diskussion herrschte viel Einmütigkeit und eine durchaus heitere Atmosphäre, was, wenn man das schwierige Thema bedenkt, doch sehr erfreulich ist…

Undo Friesen