Besondere Veranstaltungen: Vorträge und Texte

Paulus und Terrorismus
Zukunft des Alterns (Bibel und Pflege)
Nieten im Klassenzimmer (zu Pisa02)
Islamischer Fundamentalismus (Herbst 2001)
Beweist die Naturwissenschaft einen Gott ? Dr.W.Unruh&Pfr.Holzbrecher
Zur Entstehung der monotheistischen Religionen: eine Zeittafel
Gentechnik: Fluch oder Segen ?


Buß&Bettagsvortrag
im Jahr der Bibel 2003
„Paulus - der erfolgreiche Kirchenmanager“
zum Kampf der Kulturen in einer Welt mit Terrorismus und Pluralismus


Viele halten den Apostel Paulus hauptsächlich für einen tiefsinnigen Theologen, der durch den auferstandenen Jesus selbst vom Christenverfolger Saulus zum frommen Missionar Paulus wurde. Er war aber vor allem der erste erfolgreiche Kirchenmanager der Christenheit, und zwar in einer Welt, in der die verschiedensten Sekten und Religionen in direktem Konkurrenzkampf miteinander standen. Wenn man bedenkt, dass es auch damals terroristische Anschläge im Namen Gottes gab, sind die Parallelen zu unserer Gegenwart, in der nach Meinung von Samuel Huntington und anderen ein Kampf der Kulturen stattfindet unübersehbar. Wie gelang es Paulus in diesem Kampf zu bestehen und seine Gemeinden zur Keimzelle der christlichen Weltreligion zu machen?

Seit nunmehr acht Jahren besteht der Buß- und Bettag nicht mehr als gesetzicher Fereitag. Genug Zeit, um neue Mittel und Wege zu finden, sich als christliche Gemeinschaft zu versammeln. Wie schon in vorangegangenen Jahren trafen sich Mitglieder der beiden Gemeinden zu einem Vortrag als Maßnahme der Erwachsenenbildung im Undenheimer Gemeindehaus.
Als Vortragsthema hatte sich Pfarrer Holzbrecher die politischen Hintergründe des frühen Christentums vorgenommen. Insbesonderer brach er eine Lanze für Paulus, der sich selbst nie dezidiert vom Judentum entfernt habe. Vielmehr habe er versucht, in der verworrenen Situation bei oftmals krisengeschüttelten Machtgrundlagen der frühen römischen Kaiserzeit Toleranz walten zu lassen und sich mit anderen Religionen im zivilen Bereich zu arrangieren. Herausragend erscheint dabei das Plädoyer für Eheschließungen zwischen Christen und Nichtchristen (1.Korinther 7, 10-16).

Die besondere Brisanz und Aktualität dieser Haltung wird im Hinblick auf derzeitige Fundamentalismen sichtbar: Samstags vor und am Donnerstag nach dem Vortrag hatten uns die Anschläge in Istanbul noch an die Gefahren einer Ausbreitung ode reiner Pauschalisierung des Terrors erinnert. An dieser Stelle appellierte Pfarrer Holzbrecher an die Haltung des Paulus, selbst auf Extremismus zu verzichten und vielmehr Gemeinsamkeiten unter Gemäßigten aller Religionen zu suchen und auszubauen. Folgt man der These, nach der es keinen weltweiten Konflikt der Religionen, sondern nur einen weltweiten Krieg der Fundamentalismen gibt, so muß in diesem Bestreben auf allen Ebenen, von der staatlichen bis zur individuellen, ein Ziel anerkannt werden, mit dem die aktuelle Krise überwunden werden kann, die durch die Radikalisierung und den fundamentalistischen Terror verstärkt worden ist. Kein Patentrezept und keine Garantie für das Erreichen einer stabilen Friedensordnung, aber ein verantwortliches und für Christen angemessenes Verhalten.

von Tobias Schmuck