Gentechnik: Fluch oder Segen ?
"Gentechnik: Fluch oder Segen ?" lautete der Titel eines Vortrags zu dem die
Evangelische Kirchengemeinde am Abend des 21.März 2001 in ihr Gemeindehaus
am Wiegand-Will-Platz eingeladen hatte. 40 interessierte Zuhörer waren zum
Passionsvortrag gekommen, nachdem auch schon der Vortrag am Buss- und Bettag
("Gab es Jesus wirklich ?") erfreulich gut besucht war.
"Was würde Jesus dazu sagen?"
stand auf den Werbeplakaten, und Pfarrer Frank Holzbrecher eröffnete dementsprechend
den Abend mit einer kurzen Bewertung der Gentechnik aus christlicher Sicht.
Die biblische Tradition redet weder einem romantischen „zurück zur Natur"
noch einer reinen Ausbeutung der Natur das Wort, sondern nimmt den Menschen
in die Verantwortung für alle Kreaturen (Rö 8,19+22).
Auch die Anwendung von Gentechnik widerspricht also "...immer dann der
jüdisch-christlichen Tradition, wenn sie das höchste Gebot der Nächstenliebe verletzt,
weil sie die natürlichen menschlichen Lebensgrundlagen schädigt oder zu Tierquälerei führt".
Das Hauptreferat hielt Prof. Dr. Marianne Gronemeyer (Friesenheim).
Die ausgewiesene Gentechnikkritikerin und Greenpeace-Aktivistin hält alle Hoffnungen,
die mit der Gentechnik verbunden werden für "eine absichtliche Täuschung der
Öffentlichkeit", die lediglich den 4 verbleibenden gigantischen Gentechnikkonzernen
zu mehr Profit verhelfen soll. Auf der Strecke bleiben vor allem die "von der Industrie
versklavten" Bauern in aller Welt und die Verbraucher. Längerfristig drohe eine
gigantische Katastrophe, viel schlimmer noch als der jetztige BSE-Skandal.
Marianne Gronemeyer fand harte Worte in ihrem Vortrag ("Gentechnik ist Gotteslästerung"),
und forderte die Anwesenden auf, gegen gentechnische Pro-dukte persönlich aktiv zu werden.
Als "Überraschungsgast aus der landwirtschaftlichen Praxis" kam anschliessend
Michael Schuldt (Undenheim) aus der letzten Stuhlreihe ganz nach vorne. Er hatte
sich "gerade eben" noch die neusten Informationen vom Bauernverband besorgt und stellte
klar, dass die organisierten Landwirte "weder für noch gegen die Gentechnik" sind.
Zwar teilen auch die Bauern viele Sorgen der Verbraucher in Bezug auf die Risiken
der Gentechnik, auf der anderen Seite "muss aber der heutige Landwirt in
wirtschaftlich schwieriger Zeit seine Familie ernähren". Wegen der
globalisierten Weltmarktsi-tuation könne sich auch die europäische Landwirtschaft
zukünftig wahrscheinlich gentechnisch ver-änderten Pflanzen nicht mehr verweigern,
während gentechnisch veränderte Nutztiere sich in der Landwirtschaft glücklicherweise
nicht durchsetzen werden, weil sie zu teuer sind.
In der lebhaften Diskussion im Anschluss gab es für alle drei Referenten Zustimmung
und Gegenrede. Einig war man sich darin, dass Gentechnik-Forschung nicht von den Konzernen
kontrolliert werden darf, damit die Risiken nicht heruntergespielt werden. Einig war
man sich auch in der Prognose, dass die Gentechnik kaum aufzuhalten ist, weil sie schon
jetzt im medizinischen Bereich lebensverlängernd und krankheitsheilend eingesetzt wird.
Ein konsequenter Widerstand der Verbrau-cher gegen Gentechnik-Produkte sei nicht in Sicht.
Undo Friesen